Social Urban Mining! Wie geht das?

Oder einfach ausgedrückt: es muss nicht alles weggeworfen, es kann auch wiederverwendet werden.

Das österreichische Unternehmen BauKarussell ist der erste Anbieter für Social Urban Mining und hat sich zur Aufgabe gemacht, den Weg hin zu einer kreislaufwirtschaftsfähigen Bauwirtschaft aufzuzeigen.

Auch in Deutschland gibt es einen ähnlichen Denkansatz mit Cradle to Cradle (oder kurz: C2C) sollen Produkte so hergestellt werden, dass sie keine negativen klimaschädigenden Bilanzen hinterlassen, wenn sie nicht mehr für den Zweck ihrer Herstellung genutzt werden können.

Für die Bauwirtschaft sollte es ein wichtiges Ziel werden, so zu bauen, dass sich nachfolgende Generationen nicht mit einer ganzen Reihe von Sondermüll beschäftigen müssen, wenn ein Gebäude abgerissen werden muss. Was so einfach klingt ist schwierig umzusetzen, denn viele Faktoren bei der Herstellung eines Gebäudes müssen für eine spätere Wiederverwertbarkeit von Baumaterialen berücksichtigt werden. Hinzu kommen aktuell geltende komplexe Bauvorschriften, Brandschutzauflagen und vieles mehr. Und teurer soll das Bauwerk, das irgendwann in ferner Zukunft von der nächsten Generation kreislaufwirtschaftsfähig Zurückgebaut werden soll ja auch nicht werden.

Eine Reihe von sehr innovativen und vielversprechenden Projekten läuft bereits europaweit um den wohl am meisten eingesetzten Baustoff Beton im wahrsten Sinne des Wortes zu verschlanken. Weniger Masse an Beton und Stahl mit den gleichen Eigenschaften ist eine Aufgabe die eine Reihe von Wissenschaftlern und Ingenieuren schon seit geraumer Zeit beschäftigt. Denn der Sand aus dem Beton u.a. gemacht wird ist weltweit knapp geworden, ebenso wertvoll ist Stahl geworden.

Denkt man diesen Punkt zu Ende würde es bedeuten, dass bei einem Abriss eines solchen Gebäudes die Materialen zu einem (Groß)teil wieder verwendet werden können.

Aber so weit sind wir leider noch lange nicht. Wer einmal am Rand einer großen Müllkippe für Abbruchmaterialien der Bauwirtschaft gestanden und gesehen hat was da im Bauch von Mutter Erde täglich für unsere Augen dann bald nicht mehr sichtbar verschwindet, der wird diesen Ort sehr nachdenklich verlassen.  Ich stelle mir dabei gerne Archäologen vor, die gut 2.000 Jahre später nach längst vergangen Kulturen graben und auf eine solche Deponie stoßen. Ganz düster betrachtet kann man sich auch fragen, ob 2.000 Jahre später überhaupt noch einer gräbt.

Ein guter Anfang wäre bei den Baumaterialien zu machen, die einer gewissen Materialermüdung unterliegen und nicht so lange halten, wie das gesamte Gebäude.

Besonders negativ fällt hier die derzeit in aller Munde gepriesene klassische Wärmedämmung auf.

Die in der Hauptsache verbaute Wärmeschutzdämmung besteht aus Styropor- oder styproporähnlichen Materialien. Diese Materialien ermüden durch klimatische Einflüsse und müssen in der Regel nach 20 Jahren erneut werden. Als Sondermüll müssen ausgediente Wärmeschutzverkleidungen entsorgt werden und belasten die Umwelt schwer. Betrachten wir die Herstellung von Styropor nach dem Cradle to Cradle Prinzip dann stellt sich die Frage warum derlei Materialen überhaupt gefördert und gehypt werden.

Die Herstellung, die Transporte meist aus fernen Länder wie China und die später Entsorgung nach einem Rückbau haben so gar nichts mit nachhaltigen Wirtschaften zu tun. Aber die „Styropor-Lobby“ ist mächtig und bestimmt leider immer noch den Markt.

So kann nur jedem empfohlen werden, der sein Haus Nachhaltig sanieren möchte auf dieses Material zu verzichten. Es gibt eine Reihe von hervorragenden Baustoffen zur Wärmedämmung. Diese Baustoffe halten dann ein  Immobilienleben lang und landen nicht auf dem Sondermüll.

Wir brauchen einen deutlich kritischeren Blick auf das was da heute verbaut wird und wie es in der Zukunft, nach der Lebensdauer eine Immobilie, entweder kostspielig und umweltbelastend entsorgt wird, oder was sinnvoll in den Materialkreislauf zurückgeführt werden kann.

Ein besonders interessantes und vielseitig einsetzbares Material ist der sogenannte Glasschaum herstellt aus Altglas. Leider wird der Stoff viel zu wenig eingesetzt, da er eben nicht in die in der Hauptsache von der Styropor-Lobby erstellten Energiesparnormen passt und somit in der Regel keine Förderung erfährt.

Es sind gerade diese Baumaterialien die nicht in die Normen passen und daher oftmals keine Würdigung erfahren, die es möglich machen würden in der Zukunft mehr sinnvollen Rückbau und Social Urban Mining zu betreiben. Aber Vielen ist es einfach zu kompliziert, zu teuer, nicht bekannt und vieles mehr warum bei der Herstellung von Gebäuden auch deren Abriss schon bedacht werden sollte.

Nach dem Motto „verschieben wir es in die Zukunft“  werden weiterhin viele Materialien verbaut die in der Zukunft problematisch sein werden.

Gerade die Bauwirtschaft ist gefordert mit den vorhandenen und zukünftigen Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen. Als Sachverständige für Altlasten in Gebäuden sehe ich was in der den 1970ziger und 1980ziger Jahren an Schadstoffen verbaut worden ist. Es sind oftmals gerade diese Baustoffe die zum Abriss eines ansonsten vitalen Gebäudes führen, weil die Kosten der Schadstoffbeseitigung höher sind als ein Neubau.

 

Abriss in Sendling